Stadtwerke Monitor: Einige kommunale Wirtschaftsunternehmen entscheiden sich für neue Wege auch, weil sie davon ausgehen, dass die Belastung der Netze immer weiter steigt. Ist es angesichts dieser Sorge noch angebracht, die von Ihnen beschriebene Entwicklung „auszusitzen“?
Dünkler: Wir sehen, dass Stadtwerke verstärkt auf neue zukunftsweisende Technologien setzen. Sie schaffen damit neue Geschäftsmodelle und Serviceangebote, haben ganz andere Möglichkeiten. Das wiederum geht nur mit sicheren und stabilen Netzen. Dazu trägt „mioty“ bei.
Als Forschungsinstitut denken wir natürlich auch weiter und entwickeln am Fraunhofer IIS diese neuen Technologien. Umso mehr freut es uns, wenn Endanwender sich schon heute beteiligen und sagen: „Wir brauchen das“.
Stadtwerke Monitor: Welche Anwendungsmöglichkeiten sehen Sie konkret?
Dünkler: Smart Metering ist für Stadtwerke sicherlich in allen Bereichen relevant. Hier rechnen sich die Geschäftsmodelle bereits, ein wichtiger Punkt, damit sich diese Anwendung auch weiter durchsetzt. Dabei ist es egal, um welche Verbrauchsdaten es geht, Wasser, Heizung oder Strom. Demnächst sicher auch die Leckage-Erkennung, um Wasserschäden zu vermeiden.
Ich persönlich setze auch auf den Agrar- beziehungsweise Green-Bereich. Auch hierfür entwickeln wir Pilotinstallationen. Gerade dieser Bereich wird immer wieder auch von Stadtwerken nachgefragt, die viele Grünflächen in der Stadt attraktiv halten, aber ressourcenschonend bewässern wollen. Technik aus dem Agrarbereich wird hier auf Smart City Modelle übertragen.
Für Städte allgemein wird das Verkehrs- und Parkmanagement über IoT immer wichtiger und natürlich: Die Überwachung von Umwelt-Parametern wie zum Beispiel CO2, im Außenbereich, aber, wie man derzeit ja weiß, auch in Innenräumen.
Interessant ist auch das Thema „Tracking“. Die Ortung von bestimmten Objekten in der Stadt, zum Beispiel Mülltonnen: Ein Miterfinder von „mioty“ hat ganz am Anfang einmal erklärt, dass man mit „mioty“ auch den Füllstand aller Mülltonnen einer Stadt überwachen könnte. Ich habe das dann grafisch dargestellt, ohne selber davon überzeugt zu sein. Weitergedacht aber taucht das Thema nun immer wieder auf, zum Beispiel zur Überwachung von Wertstoffanlagen.
Kurz: Sehr vieles lässt sich optimieren. Unsere bisherigen Projekte mit Stadtwerken haben eine ganze Liste mit möglichen Anwendungen ergeben.
Globaler Austausch in der „mioty“ alliance
Stadtwerke Monitor: An wen wenden sich Verantwortliche, um diese Möglichkeiten auszuloten?
Dünkler: Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Die Stadtwerke Garbsen zum Beispiel sind direkt auf uns als Entwickler von „mioty“ zugekommen. Wir haben dann aber relativ bald Mitglieder der „mioty“ alliance hinzugezogen, die dann die konkrete Umsetzung bzw. Installation und Inbetriebnahme übernehmen können. Aber z. B. könnte auch jedes Unternehmen der mioty alliance weltweit Ansprechpartner sein. Der Austausch über Bedarf, Möglichkeiten und Synergien erfolgt dann grundsätzlich innerhalb der Allianz.
Stadtwerke Monitor: Trotzdem möchten wir nochmal auf das Thema Kosten-Nutzen zurückkommen. Wo sehen Sie da am meiste Potential?
Dünkler: Ich denke, das ist eine ganz wichtige Frage. Man kann so genannte Proof of Concepts machen (dabei wird die prinzipielle Durchführbarkeit eines Vorhabens belegt, Anmerkung der Red.), um nicht nur die Machbarkeit, sondern auch die Praktikabilität und den Mehrwert einer neuen Anwendung mit dieser Technologie deutlich zu machen..
Ich glaube, dass sich das Smart Metering durchsetzen wird, andere Anwendungen später oder auch nicht.
Typischerweise ist es bei solchen Netzwerk-Komponenten so: Wenn ich einmal eine Basisstation habe, dann ist die Investition ja schon getätigt. Dann kann ich auch weitere Sensoren anbinden, für die sich alleine gesehen der Use Case nicht rechnen würde.
Die Antwort ist also: Umso mehr sinnvolle und notwendige Anwendungen es gibt, umso besser ist der Netzwerkeffekt. Das ist wie beim Telefon: Wenn nur einer eines hat, kann er nichts tun. Wenn aber alle ein Telefon habe, ergibt das System einen Sinn. So ist dies hier auch vergleichbar. Wenn ich schon eine Basisstation fürs Smart Meter habe, dann kann ich verschiedenste Anwendungen bzw. Objekte einbinden und überwachen, ohne nochmal viel Geld dafür in die Hand nehmen zu müssen. Angesichts des Kosten-Nutzen-Faktors gilt: umso mehr, umso besser. Genau darauf beruht auch das „mioty“-Verfahren. Eine Investition in die Zukunft.
Beitragsfoto von Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS