HomeManagementDigitalisierung des Energiesektors mit IoT-Lösungen des Aachener Technologieanbieters gridX

Digitalisierung des Energiesektors mit IoT-Lösungen des Aachener Technologieanbieters gridX

Mehrwerte: Die Dezentralisierung unserer Energieversorgung schreitet voran. Im Wesentlichen getrieben von einer sich verändernden Kundennachfrage ergeben sich neue Märkte. In diesen Verteilungskampf, der insbesondere eine hohe Automatisierung erfordert, versuchen sich diverse junge Unternehmen zu platzieren. Ein sehr aussichtsreiches ist das Aachener Startup gridX, dass wir Ihnen hier vorstellen möchten. Hierzu danken wir Simon Poos (Sales Manager bei gridX) für das Interview. Viel Spaß beim Lesen!

STADTWERKE MONITOR: Können Sie unseren Lesern, die gridX noch nicht kennen, kurz vorstellen?

Simon Poos: gridX ist ein schnell wachsendes Start-up im Energie-IoT Bereich mit dem Ziel, die Betriebsplattform des dezentralen und digitalisierten Energiezeitalters zu werden. Hierzu stellt gridX flexible, skalierbare und zuverlässige IoT-Lösungen für verschiedene Anwendungsbereiche zur Verfügung, darunter Independent Homes, Smart Charging und Microgrids. Mit den integrierten und herstellerunabhängigen Lösungen können Energieflüsse visualisiert und angeschlossene Geräte, beispielsweise Photovoltaik-Anlagen, Batteriespeicher oder Ladesäulen für E-Autos, gesteuert werden.

Die automatisierte Fehlerüberwachung und Fernwartung der gridX Lösungen eröffnen neue Möglichkeiten für eine vorausschauende Wartung. Der After Sales Aufwand kann deutlich reduziert werden, Serviceeinsätze können wesentlich effizienter gestaltet werden und die Lebensdauer der Geräte steigt. Durch ausgeklügelte Prognosen auf Basis der erhobenen Daten können zudem die Energieeffizienz erhöht und Einsparpotenziale angehoben werden. Energieversorger, Netzbetreiber und OEMs können dadurch ihren Endkunden einen besseren Service anbieten und somit eine langfristige Kundenbindung sicherstellen. Die intelligente Kommunikationsplattform von gridX bildet weiterhin eine gute Grundlage für eine Vielzahl innovativer Service- und Geschäftsmodelle.

STADTWERKE MONITOR: Welchen Herausforderungen von Stadtwerken/ EVU begegnen Sie damit?

Simon Poos: Die Energiewirtschaft durchläuft einen tiefgreifenden Wandel. Neben dem Zuwachs an erneuerbaren Energien spielt die Digitalisierung eine immer größere Rolle. Die Stadtwerke und EVU stehen vor der Herausforderung, in dem sich wandelnden Markt nicht den Anschluss zu verlieren. Häufig erheben die Unternehmen keine Daten über ihre Kunden-Anlagen. Der Mangel an Daten und deren Auswertung hemmen die betriebliche Effizienz und verhindern die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle.

gridX bietet aktuell drei IoT-Lösungen an: Independent Homes, Smart Charging und Microgrids. Independent Homes ermöglicht es Energieversorgern, ihren Kunden ein komplettes Energiemanagement für ihr Zuhause anzubieten. Hierdurch wird die Energieautarkie des Endverbrauchers maximiert und ein netzdienlicher Betrieb sichergestellt. Parkhäuser, Hotelbetriebe und ähnliche Einrichtungen müssen heutzutage mit einer funktionierenden Ladeinfrastruktur ausgestattet sein. Smart Charging erlaubt ein effizientes und dynamisches Lastmanagement von Ladestationen für E-Autos, bei Bedarf unter Berücksichtigung von Photovoltaik-Anlagen, Batteriespeichern und anderen dezentralen Geräten. Mithilfe von gridX’s Lösung werden die vorhandenen Netzkapazitäten voll ausgenutzt.

Dies führt zu Kosteneinsparungen und es kann auf einen Netzausbau verzichtet werden. gridX’s Microgrids stellt das Energiemanagement für ein gesamtes Quartier bereit. Die Überwachung, Bilanzierung und Steuerung der Energieströme innerhalb des Microgrids erhöhen die Energieeffizienz und ermöglichen Lastverschiebungen bei Überproduktion. Microgrids haben großes Potential, um Schwankungen im öffentlichen Netz auszugleichen, da diese im Insel- oder Normalbetrieb operieren können.

Alle Lösungen basieren auf der gridBox, gridOS und Cloud. Die Schlüsseltechnologien sind hauseigene Produkte und somit ideal miteinander verknüpft. Als IoT-Steuerungsinstrument kommuniziert die gridBox mit vernetzten Energiegeräten und integriert sie in die Plattform. Die gridX-Software ermöglicht durch ihre Algorithmen ein hocheffizientes Energieflussmanagement. Sie ist herstellerunabhängig und leicht an individuelle Anforderungen anpassbar. Die übergeordnete Cloud ermöglicht es, große Datenmengen von den angeschlossenen Energiegeräten in Echtzeit zu empfangen, zu speichern und zu verarbeiten. gridX bietet verschiedene Tools, um die verarbeiteten Daten über Dashboards in wertvolle Erkenntnisse für seine Partner und deren Kunden zu verwandeln.

STADTWERKE MONITOR: Wie sehen Sie den Markt in 5 Jahren? Welche Rolle spielen hier Stadtwerke überhaupt noch?

Simon Poos: Aufgrund des Wandels im Energieversorgungssystem ist aktuell bereits bei großen Energieversorgern und OEMs eine Entwicklung hin zu digitalisierten Geschäftsmodellen zu beobachten. Es wird zunehmend relevanter, Daten aus den an das Stromnetz angeschlossenen Anlagen zu erheben, diese zu analysieren und zu aggregieren.

Die Stadtwerke sind heute für viele Leute der Energieversorger ihres Vertrauens. Die Mehrheit der Stromkunden schließt ihren Vertrag immer noch beim lokalen Grundversorger ab. Allerdings sind diese Zahlen rückläufig. Die Stadtwerke müssen daher die aktuellen Entwicklungen in der Energiewirtschaft aufgreifen und die neuen Möglichkeiten dazu nutzen, durch maßgeschneiderte Endkundenlösungen die Kundenzufriedenheit zu erhöhen und die Kunden langfristig an sich zu binden.

Rückschlüsse aus diesen Daten eröffnen neue Möglichkeiten, durch ausgeklügelte Prognosen die Energieeffizienz zu erhöhen, Einsparpotenziale zu heben und das Stromnetz zu entlasten. Durch neuartige IoT-Lösungen können Kunden auf Basis von Echtzeit-Daten Belohnungen und Rabatte angeboten und der Kundenservice maßgeschneidert werden.


STADTWERKE MONITOR: Welche möglichen Schnittmengen/Kooperationsmöglichkeiten sehen Sie bzw. streben Sie mit Stadtwerken an?

Simon Poos: Für eine Kooperation zwischen Stadtwerken und gridX kommen alle unsere drei Lösungen in Frage. Durch die Implementierung der Independent Homes Lösung entsteht für Energieversorger ein neues Geschäftsmodell. Die Stadtwerke können ihren Endkunden ein benutzerfreundliches und sicheres Energiemonitoring und -management anbieten und generieren dadurch täglich große Mengen an Kundendaten, welche zur Weiterentwicklung von neuen Geschäftsfeldern dienen. Die Anwendung der Smart Charging Lösung gibt den Stadtwerken die Möglichkeit innovative Projekte mitzugestalten. Parkhäuser, Hotelbetriebe und ähnliche Einrichtungen müssen heutzutage mit einer funktionierenden Ladeinfrastruktur ausgestattet sein. Zusammen mit gridX können Stadtwerke an dieser Stelle eine effiziente und optimierte Energiemanagement-Lösung anbieten.

Auch die Microgrids Lösung von gridX bietet Stadtwerken die Möglichkeit, in Kooperation das Energiemanagement in einem gesamten Quartier zu betreiben und somit innovativer Vorreiter der Energiewirtschaft und auf dem Wohnungsmarkt zu werden. Die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit von Stadtwerken und gridX sind also vielfältig. Sie zielen in jedem Fall darauf ab, den Stadtwerken die modernsten digitalen Geschäftsmodelle zu ermöglichen und das Potenzial der dadurch entstehenden Datengenerierung bestmöglich für zukünftige Entwicklungen im Energiemarkt zu nutzen.


STADTWERKE MONITOR: Welche Vorteile bietet gridX ggü. der Entwicklung eigener Plattformen?

Simon Poos: Vielen Unternehmen fehlen technische Kompetenzen und Ressourcen im Bereich IoT. Die Firmen müssten Millionen in die Entwicklung einer eigenen IoT-Cloud Infrastruktur investieren. Oftmals konzentriert sich hierbei mehr als 90% der Forschung auf Grundlagen- und Infrastrukturentwicklungen, welche mit den eigentlichen Endanwendungen nichts zu tun haben. Das bedeutet Zeitaufwand und Mehrinvestitionen. gridX bietet diesen Firmen komplette IoT-Lösungen für verschiedene Anwendungen im Energiesektor an. Bisher umfasst dies die drei Lösungen Independent Homes, Smart Charging und Microgrids.

„Die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit von Stadtwerken und gridX sind vielfältig. Sie zielen in jedem Fall darauf ab, den Stadtwerken die modernsten digitalen Geschäftsmodelle zu ermöglichen und das Potenzial der dadurch entstehenden Datengenerierung bestmöglich für zukünftige Entwicklungen im Energiemarkt zu nutzen.“

Simon Poos, gridX GmbH

STADTWERKE MONITOR: Welchen Ratschlägen können Sie Entscheidern in Stadtwerken auf den Weg geben?

Simon Poos: Vor dem Hintergrund der Energiewende und dem zunehmenden Bewusstsein in der Gesellschaft für die Thematik, bietet es sich für Stadtwerke an, sich als nachhaltiger, lokaler Energieversorger zu positionieren. Gleichzeitig steigt die Komplexität in der Energieversorgung durch die Vielzahl an dezentralen und erneuerbaren Energiequellen sowie der Sektorkopplung, sodass eine intelligente Vernetzung der Marktteilnehmer und ihrer Geräte nötig wird. Für die Stadtwerke ist es wichtig, diese Entwicklungen aufzugreifen, um weiterhin als eine wichtige Säule in der Energieversorgung bestehen zu bleiben.


Vielen Dank für das Interview, Herr Poos! Liebe Leser, wir werden in den kommenden Monaten weitere Interviews mit spannenden Start-ups aus der Welt der Energie und öffentlichen Versorgung veröffentlichen. Besuchen Sie uns daher regelmäßig und abonnieren Sie den STADTWERKE MONITOR um „up to date“ zu bleiben.


Simon Poos ist seit anderthalb Jahren Sales Manager bei gridX und vertritt das Unternehmen bei öffentlichen Auftritten. Zu seinen Aufgaben gehören außerdem das B2B-Projektmanagement und die Betreuung des Fachpartnernetzwerks. Herr Poos hat einen B.Sc. in Environment and Energy sowie einen MBA in Energie- und Ressourcenwirtschaft (Vertiefung Energie- und Ressourcenökonomik).

Simon Poos, Sales Manager gridX

Die gridX GmbH wurde im Jahr 2016 von Andreas Booke und David Balensiefen gegründet. Vor der Gründung sammelten beide Erfahrungen als Ingenieure und Entwickler in der Energiewirtschaft und Produktentwicklung. Das Team um gridX besteht aus erfahrenen Spezialisten und Talenten namhafter Unternehmen wie Google, McKinsey und Universitäten wie MIT, Harvard und der RWTH Aachen.

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Den gelernten Versicherungskaufmann Björn Stressenreuter begeistern digitale Mehrwertmodelle basierend auf den Stärken von Industrieversicherungsmaklern.