Von der Datenerfassung bis zur Prozessoptimierung
Stadtwerke Monitor: Wie viele Kunden aus der kommunalen Wirtschaft nutzen „mioty“ bereits?
Dünkler: Mioty ist eine neue standardisierte Technologie, und bietet viele Vorteile durch Übertragungsrobustheit und Skalierbarkeit. Das Fraunhofer IIS steht in der Kette von der Datenerfassung bis zur Prozessoptimierung mit „mioty“ für den Bereich der Funkkommunikation, also der Datenübermittlung. Die Vermarktung, d. h. die Bereitstellung sowie der Service, wird von verschiedenen Firmen angeboten. Dies sind zum Beispiel Lösungen für Empfangsstationen oder entsprechende Sensoren. Auch einige Stadtwerke sind bereits dabei. Und es werden hoffentlich immer mehr. Derzeit sind die Stadtwerke Garbsen eine Art Pilotkunde.
Stadtwerke Monitor: Die Stadtwerke Garbsen sind gleich Teil der „mioty“ alliance geworden, die eben alle in der Kette beteiligten Unternehmen bis zum Endkunden umfasst. Ist es zwingend, Teil dieser Allianz zu sein oder zu werden?
Dünkler: Nicht unbedingt, aber es ist durchaus eine attraktive Möglichkeit. Denn, wenn Sie „mioty“ nutzen wollen, brauchen Sie Partner. Nicht unbedingt aus der „mioty“ alliance, aber eben Firmen, die Ihnen die Technik dazu anbieten können: Diejenigen, die für Sie die Systeme installieren und den Service dahinter bieten. Die Stadtwerke Garbsen sind alliance-Mitglied geworden, weil sie stärker involviert sein wollten und wollen. Sie sind in diesem Bereich sehr aktiv und sehr technisch interessiert. Fakt ist: Interessierte Entscheider aus der kommunalen Wirtschaft finden für ihre Wünsche in der alliance gute Partner, die dabei helfen können, „mioty“ optimal zu nutzen und iIhre spezifischen Anforderungen umzusetzen.
Wie weit ist die „Smart City“ wirklich?
Stadtwerke Monitor: So genannte LPWAN (Low Power Wide Area Network)-Prozesse sind ja nichts Neues, auch hier werden Daten von Sensoren an Server übermittelt. Kann man sich das so vorstellen, dass man mit „mioty“ diese Systeme aufrüsten kann? Oder muss man diese Systeme dann neu denken?
Dünkler: Firmen, die Teil der alliance sind und u. a. auch andere Funksysteme bedienen, können eine Art technisches Update machen, d. h. sie können bestehende Systeme durch die mioty-Technologie erweitern. Oder man lässt die Systeme parallel laufen. Mit einer entsprechenden Dual-Use-Basisstation kann man beides empfangen: Die Daten aus dem vorhandenen System und die Erweiterung über „mioty“. Das ist eine der Möglichkeiten, das neue System zunächst innerhalb einer Anwendung und basierend auf nur eine Art Sensoren zu testen. Auf diese Erfahrung kann man dann sukzessive aufbauen. Es können ja tausende Sensoren eingesetzt werden. So kann also ohne großen Aufwand das bestehende System um mioty ergänzt werden. Bereits getätigte Investitionen gehen nicht verloren.
Stadtwerke Monitor: Klingt vielversprechend. Aber wir möchten die Perspektive nicht aus den Augen verlieren: Wie weit ist man denn im Bereich Smart City tatsächlich schon – und wohin geht die Reise Ihrer Einschätzung nach, auch angesichts der Möglichkeiten neuer Technologien?
Dünkler: Man sagt gemeinhin, das Internet der Dinge und damit die zunehmende Vernetzung von Objekten mit dem Internet wächst. Das mag auch stimmen, trifft aber derzeit vor allem auf die Industrie zu. Das Thema Smart City ist im Kommen. Egal mit welchen Systemen – es geht zunächst immer um erste Konzepte oder Pilot-Installationen. Man muss also ehrlicherweise sagen, dass die kommunale Wirtschaft noch nicht komplett digitalisiert ist.
Warum das so ist? Ich denke, es liegt an den Geschäftsmodellen, die sehr diffus und in denen sehr viele Partner beteiligt sind, international wie kommunal. Das ist sicher herausfordernd.
Nichtsdestotrotz gehe ich davon aus, dass das Thema auch hier Fahrt aufnehmen wird, alleine schon angesichts des derzeitigen Digitalisierungsschubs.
Viele Sensoren, mehr Vorteile, viele Möglichkeiten
Zukünftige Technologien wie mioty sind hier die Lösung (Stichwort Störfestigkeit, Robustheit und Skalierbarkeit) und leisten einen Beitrag für Smart Citys. Wir hoffen darauf, dass auch andere Systeme sich durchsetzen, so erstaunlich das klingt. Denn „mioty“ kann seinen großen Vorteil dann ausspielen, wenn sehr, sehr viele Systeme sich vernetzen, zum Beispiel viele Smart Meter; Sensoren, die Temperatur oder Luftfeuchtigkeit messen, die Bodenfeuchtigkeit für Green City Anwendungen oder CO2-Werte.
Wir registrieren auch immer mehr Anfragen. Das Interesse und der Bedarf sind schon da. Auch, wenn sich das Thema nicht so rasant entwickelt wie es sich viele wünschen: Smart Citys werden kommen. Deswegen freut es uns, dass wir auf innovationsaffine Stadtwerke für Pilotprojekte setzen können, die die Zeichen der Zeit erkennen und sich frühzeitig optimal aufstellen wollen. So lassen sich gemeinsam neue und vielleicht bessere, kunden- und bedarfsorientierte Ideen entwickeln.