HomeEnergiewende„Verkehrswende mit Wasserstoff: die Zukunft hat begonnen“

„Verkehrswende mit Wasserstoff: die Zukunft hat begonnen“

Wenn es um alternative Antriebe geht, schaut man von Deutschland aus oft ins Ausland: chinesische Batteriefertigung, US-amerikanische Elektrofahrzeuge, japanische Hybridtechnologie. Wenn es aber um Wasserstoff geht, schaut das Ausland beinahe fasziniert auf die Bundesrepublik – nirgends in der Welt werden so schnell und so viele Wasserstofftankstellen errichtet wie in Deutschland. Hinter diesem weltweit einzigartigen Infrastrukturprojekt steht eine beispielgebende Unternehmensinitiative. Und als Teil einer nationalen Wasserstoffstrategie stellt der Bund in diesem Rahmen Fördermittel für den Aufbau der Wasserstoff-Tankstellen-Infrastruktur zur Verfügung. 

H2 MOBILITY Deutschland: 2015 gründeten Air Liquide, Daimler, Linde, OMV, Shell und TOTAL dieses Joint Venture, dem zudem BMW, Honda, Hyundai, Toyota und Volkswagen als assoziierte Partner angehören. Ziel: Alltagsfähige Elektromobilität mit Wasserstoff. Die erste wichtige Wegmarke dazu hat das Joint Venture bereits erreicht: Die Ballungszentren und die sie verbindenden Autobahnen sind mit einem Netz zuverlässig funktionierender Wasserstoff-Tankstellen ausgestattet, meist in herkömmliche Tankstellen integriert. Das Pendeln zur Arbeit nach München, Köln oder Berlin hinein ist damit ebenso alltäglich möglich wie Langstreckenfahrten von Hamburg nach München, von Leverkusen nach Dresden oder von Rostock nach Ingolstadt. 

Wasserstoff bereits alltagstauglich

Ebenso alltäglich sind auch die Vorurteile: Zu teuer, zu ineffizient, noch Zukunftsmusik seien Wasserstoff-Fahrzeuge und -Infrastruktur gegenüber batterieelektrischen Fahrzeugen und deren Ladeinfrastruktur. Richtig sei aber, so Nikolas Iwan, Geschäftsführer H2 MOBILITY Deutschland GmbH & Co. KG, dass Wasserstoff (als CO2-freier Energieträger) und die Technologien zu seiner Erzeugung und Nutzung (Elektrolyseure, Brennstoffzellen, H2-Tankstellen und -Fahrzeuge) bereits ohne Einschränkung alltagstauglich sind. Zudem fallen die Kosten der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie beständig. Eine aktuelle Umfrage der dena zeigt, dass dies bei den Menschen angekommen ist. Sobald der Kaufpreis identisch ist, würde sich ein Drittel der Befragten für ein Fahrzeug mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb entscheiden, nur 17 Prozent für ein batterieelektrisches Fahrzeug. 

Wasserstoff und Batterie erfolgskritisch

Tatsächlich bilden die beiden Antriebsarten ein Paar: Batterieelektrische Fahrzeuge mit mittleren bis kleineren Batterien bis 50 kWh Speicherkapazität und Reichweiten bis 250 Kilometer liegen in der CO2-Bilanz vor Brennstoffzellenfahrzeugen. Für höhere Reichweiten haben Brennstoffzellenfahrzeuge Vorteile in der CO2-Bilanz. Beide Technologien, Batterie wie Wasserstoff, sind sowohl für die Verkehrs- als auch Energiewende erfolgskritisch. Einen Vorteil hat die Wasserstofftechnologie: Im Gegensatz zu Batterien sind wesentlich weniger kritische Rohstoffe für den Antriebsstrang erforderlich. Der Ausgangsstoff H2O ist in vielen Regionen weltweit verfügbar und Forschungsergebnisse für Elektrolyse aus Salzwasser sind vielversprechend.   

Der Transport in Pipelines und die Speicherung in Kavernen erfüllen zudem die hohen Anforderungen einer Industriegesellschaft an Menge und Verfügbarkeit von CO2-freier Energie. Das oft gegen Wasserstoff aufgeführte Argument, dass dieser ja erst per Elektrolyse mit regenerativ erzeugtem Strom hergestellt werden muss, wandelt sich so in einen Vorteil – keine andere Technologieform kann überhaupt die für die Dekarbonisierung einer Industriegesellschaft benötigte Menge an CO2-freien Strom speichern. Die Frage nach der Effizienz der Energieumwandlung tritt in den Hintergrund, da Wasserstofferzeugung, -speicherung und -nutzung zentrale Funktionen in einem neuen Gesamtsystem übernehmen können und so die Systemeffizienz viel wichtiger wird als die isoliert betrachtete Fahrzeugeffizienz.

So wird grüner Wasserstoff konkurrenzfähig

Unbedingt wünschenswert ist aus Sicht der H2 MOBILITY, dass per Elektrolyse aus regenerativen Energien emissionsfrei hergestellter, sogenannter „grüner Wasserstoff“ den Status eines „Letztverbrauchers“ verliert und damit wirtschaftlich konkurrenzfähiger wird. Die heute noch gegebene Belastung des verwendeten Grünstroms mit der EEG-Umlage sei eines der großen regulatorisch-ökomischen Hindernisse für die industrielle Produktion von grünem Wasserstoff. Gäbe das EEG hier den Weg frei, wäre auch eine zuverlässige regenerative Energieversorgung mit Hilfe von Wasserstoff als großtechnischem Speichermedium möglich – eine der Voraussetzungen dafür, dass sich die Energie(sektor)wende endlich zur Verkehrswende erweitert. 

Einige alltags- und langstreckentaugliche Wasserstoff-Pkw sind bereits auf dem Markt. Wie bei vielen neuen Technologien zugegebenermaßen erst für sogenannte Prosumer oder Pioniere. Doch die Hersteller planen mit größeren Stückzahlen. Im Sektor leichter und schwerer Nutzfahrzeuge haben erste Hersteller Wasserstoff-Modelle vorgestellt bzw. angekündigt. Busse sind bereits auf der Straße und eine dynamische Entwicklung ist zu erwarten, wenn weitere Hersteller erste Fahrzeuge ausliefern. Saubere und klimaschonende Null-Emissions-Mobilität und ‑Logistik wird damit zunehmend präsent und zur echten Option für PrivatkundInnen ebenso wie Flottenbetreiber und Logistikkonzerne.

Wasserstoff rückt langsam aber sicher in den Mittelpunkt einer Verkehrswende (Fotos: Max Jackwerth)

Förderung der Tankstellen-Infrastruktur 

Ein wichtiger unterstützender Faktor ist die Förderung der Tankstellen-Infrastruktur sowohl durch die EU-Förderprogramme COHRS und H2ME als auch durch die Bundespolitik. Koordiniert von der NOW GmbH Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie, einem assoziierten Partner der H2 MOBILITY, stellt auch der Bund Fördermittel für den Aufbau der Wasserstoff-Tankstellen-Infrastruktur zur Verfügung. Diese Unterstützung wird in Zukunft in einer Nationalen Wasserstoffstrategie integriert sein. Das H2 MOBILITY-Tankstellennetz wird so bis 2022 auf bis zu 130 Stationen wachsen. Die neuen H2-Stationen werden mit einer höheren Betankungskapazität für bis zu 150 betankte Wasserstoff-Pkw pro Tag und an spezifischen Standorten auch für die Betankung von leichten und schweren Nutzfahrzeugen konzipiert.

Auch in anderen Ländern schreitet der Ausbau der Infrastruktur voran – die höchste Dynamik weisen dabei klar Korea und Japan auf. Und schaut man heute von Deutschland aus einmal genauer nach China, so sind auch dort deutliche Tendenzen zu erkennen, Wasserstoff in den Mittelpunkt einer Verkehrswende zu rücken. „Die Wasserstoff-Zukunft hat also nicht nur in Deutschland gerade erst begonnen“, so Nikolas Iwan.

Nikolas Iwan, Managing Director H2 Mobility Deutschland vor dem Gasometer am EUREF-Campus.


Der Beitrag entstand ohne finanzielle Gegenleistung in Zusammenarbeit mit H2 MOBILITY.